Ähnlich wie Erwachsene brauchen zum Teil auch Kinder und Jugendliche im Anschluss an eine COVID-19-Infektion eine genauere Untersuchung und eine längerfristige, engmaschige medizinische Begleitung. Denn auch wenn das Risiko eines schweren Verlaufs bei Kindern und Jugendlichen gering ist, bedeutet eine überstandene moderate, milde oder gar symptomlose Infektion mit SARS-CoV-2 nicht in jedem Fall, dass bei den betroffenen jungen Menschen wieder alles in Ordnung ist. Aufgrund der fehlenden Datenlage bei Kindern und Jugendlichen ist die Entstehung, Häufigkeit und Symptomatik dieses Krankheitsbildes noch nicht vollständig geklärt und Gegenstand laufender Studien. So erforscht beispielsweise die Technischen Universität München in ihrer LICO-Studie (LICO – Long term Impact of COvid-19) die langfristigen Auswirkungen von COVID-19 / SARS CoV2 auf die Gesundheit und die Lebensqualität von Kindern und Jugendlichen im Alter von 8 bis 17 Jahren. Doch auch die sogenannte sekundäre Krankheitslast und deren Folgen und Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die psychische Gesundheit darf bei der Untersuchung nicht außer Acht gelassen werden. Die gute Nachricht aber ist, dass sich der größte Anteil der Kinder und Jugendlichen von den Beschwerden folgenlos erholt.
Nachsorgeprogramm zur Früherkennung
Einige der scheinbar genesenen jungen Patienten leiden unabhängig von der ursprünglichen Schwere der Infektion an den Folgen der Erkrankung. Da die Datenlage zu Long-COVID bei Kindern und Jugendlichen immer noch sehr begrenzt ist, können Kinder und Jugendliche, egal ob mit oder ohne erkennbaren Symptome, vier Wochen nach überstandener COVID-19-Infektion die erste Nachuntersuchung wahrnehmen.
Bei dieser Basisdiagnostik liegt der Untersuchungsschwerpunkt auf den Atemwegen – von der Nase per Kaltlichtendoskopie bis hin zur Lunge mittels Bodyplethysmografie (großer Lungenfunktionstest). Daneben wird auch das Herzkreislaufsystem untersucht. Dies geschieht beispielsweise über ein Ruhe-EKG (Ruhe-Elektrokardiogramm) und unter Umständen auch via Echokardiografie (Ultraschalluntersuchung des Herzens). Des Weiteren werden auch die Laborparameter wie etwa die Entzündungswerte und gegebenenfalls die Herzenzyme bestimmt. Dieses präventive Nachsorgeangebot für symptomarme beziehungsweise symptomfreie ehemalige Covid-Patienten soll den Übergang in den gewohnten sorgenfreien Alltag begleiten und zu einem zunächst leichten Training motivieren. Dabei kann die Basisdiagnostik individuell an die Bedürfnisse beziehungsweise die Symptome wie Asthma angepasst und erweitert werden. Zu den Erweiterungen der Basisdiagnostik zählen unter anderem das adaptierte Belastungs-EKG, das erweiterte Labor sowie ein Hinzuziehen der jeweiligen Organspezialisten.
Vier bis sechs Wochen später erflogt eine zweite Untersuchungsymptomatischer beziehungsweise in der Diagnostik auffälliger Patienten. Diese umfasst die Lungenfunktion, Blutentnahme und gegebenenfalls Echokardiografie. Diesmal erfolgt die Diagnostik teilweise unter Belastung auf dem Laufband oder Fahrrad. Das bedeutet, dass dabei die körperliche Belastung stufenweise gesteigert und gleichzeitig (über eine Atemmaske) die entscheidenden Bewertungskriterien bestimmt werden.
Eine weitere Kontrolle ist nach entsprechender Befundlage oder bei Auffälligkeiten wie beispielsweise erhöhte Entzündungswerte im Blut oder Störungen bei der Atmung nach weiteren sechs Wochen sinnvoll. Damit kann die Gefahr von Spätfolgen oder einer möglichen Chronifizierung minimiert und eine potenzielle Wiederaufnahme des körperlichen Trainings begleitet werden.